Henry haut ab: Roman (German Edition) by Sharpe Tom

Henry haut ab: Roman (German Edition) by Sharpe Tom

Autor:Sharpe, Tom [Sharpe, Tom]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-02-12T23:00:00+00:00


17

Clarissa dachte immer noch ans Ertränken, als sie am nächsten Morgen schließlich doch aufgestanden war und sich angezogen hatte. Allerdings war es völlig unklar, ob sie lieber ihren fürchterlichen Mann ertränken wollte, weil er sich gestern Abend ihr gegenüber so entsetzlich aufgeführt hatte, oder – angesichts ihrer schrecklichen Kopfschmerzen – lieber sich selbst. Nicht dass der Graben für so etwas tief genug gewesen wäre. Edward hatte einmal versucht zu demonstrieren, wie lange jemand unter Wasser den Atem anhalten konnte, und sich dazu irgendeines unglücklichen Jungen aus dem Dorf bedient. Glücklicherweise hatten sie nachweisen können, dass man unter kaum drei Zoll Wasser ziemlich lange überleben kann.

Als Wilt zur vereinbarten Zeit nicht auftauchte, machte sie sich auf die Suche nach ihm und traf ihn, als er gerade aus dem ummauerten Garten kam. Er hatte dort mit dem alten Mann geplaudert, der sich darum kümmerte und ihn an Coverdale in seinem Schrebergarten erinnerte.

»Ah, da sind Sie ja«, sagte Lady Clarissa, als er über die hölzerne Zugbrücke auf sie zukam. »Ich habe mich schon gefragt, wo Sie geblieben sind.«

»Ich habe Edward gesucht – vorhin habe ich ihn gesehen, aber er scheint schon wieder verschwunden zu sein.«

»Er wird noch früh genug wieder auftauchen.«

»Ihre traurige Nachricht tut mir furchtbar leid. Mein Beileid.«

»Danke, Henry. Ich weiß Ihr Mitgefühl zu schätzen, mehr als Sie wissen. Nicht alle waren so freundlich. Also, wollen wir vielleicht ein Stück am Graben entlanggehen? Ich möchte etwas von Ihnen wissen.«

»Das hört sich nach einer guten Idee an. Was möchten Sie denn wissen?

»Mrs. Bale hat mir erzählt, dass Sie einen Wohnwagen im Wald gesehen haben. War es ein Zigeunerwagen?«

»Schwer zu sagen. Er war ziemlich gut hinter Unterholz und Bäumen versteckt.«

»Waren irgendwelche Bewohner zu sehen?«

Wilt dachte einen Augenblick nach.

»Ja, in der Tat, ich habe eine kleine, dicke Frau gesehen, die Wäsche auf einer Leine aufgehängt hat. Ich bin direkt zum Haus zurückgegangen und habe es Sir George gesagt. Er meinte, es müssten Eindringlinge sein, und ist mit einem Gewehr hinausgegangen. Ich mag keine Gewehre, also habe ich nicht im Arbeitszimmer gewartet und bin aufs Dach gegangen, und da habe ich Edward von einem Turm aus gesehen.«

»Eine kleine, dicke Frau?«

»Ja. Genau genommen gibt es hier mehrere dicke Frauen, wenn Sie verzeihen. Mit Ausnahme von Ihnen, natürlich, Lady Clarissa. Ich nehme an, das ist das, was man so allgemein das gute Leben nennt? Wie auch immer, mir ist es aufgefallen, weil es mir doch außergewöhnlich erschien, dass sogar die unbefugten Eindringlinge sagen wir mal, äh, übergewichtig sind.«

Lady Clarissa lächelte still. Sie hatte eine ziemlich schlaue Idee, wer das in dem Wohnwagen gewesen sein könnte, und zweifelte stark daran, dass dem sogenannten unbefugten Eindringling von Sir Georges Flinte irgendeine Gefahr gedroht hatte. Schweigend gingen sie am Burggraben entlang. Schließlich setzten sie sich auf eine Bank und starrten auf das grüne Wasser. Wilt überlegte, was er sagen könnte, aber Lady Clarissa war offensichtlich mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt, und er wollte sie nicht stören. Über ihnen ragte drohend das hässliche Sandystones Hall auf und warf seinen Schatten über den Rasen.



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